Unsere Gesellschaft hat (mit der Unterstützung der politisch Verantwortlichen) es geschafft, die Menschen in einem System agieren zu lassen, dass von einer Vielzahl von Handlungszwängen geleitet wird. Fast Jeder, oder zumindest die große Mehrheit, ist immerzu bemüht, an der gegenwärtig typischen Lebensweise teilzuhaben. In der Folge entstehen viele Handlungsmuster, aus denen der Einzelne nur schwer entrinnen kann – wenn er nicht ab und zu gezielt aus seiner eigenen Situation heraustritt und sein eigenes Tun beobachtet und analysiert.
Wenn der Einzelne das macht, wird er alsbald feststellen, dass viele seiner Handlungen überprägt sind vom Handeln und Tun Anderer in seinem Umfeld oder er letztlich dem Werben der verschiedensten Anbieter erlegen war. Nur so konnte sich z.B. der Trend zum SUV entwickeln, obwohl doch eigentlich seit 40 Jahren klar ist, dass größere und schwerere Fahrzeuge mehr Energie verbrauchen und bisher zwangsläufig auch mehr CO2 ausstoßen. In der Hoffnung auf Technikentwicklung und Ingenieurskunst ist man dann das Wagnis eingegangen, diesen Versprechungen zu glauben.
Heute wissen wir sicher (dank VW-Skandal), dass auch die Ingenieurskunst nicht die Gesetze der Physik und Chemie überlisten kann. Es blieb als Lösung des Widerspruchs zwischen ökologischem Ziel und tatsächlichen Möglichkeiten nur noch der Betrug (am Verbraucher). Soweit nur ein Beispiel von Vielen. Man findet leicht Analogien bei der Müllvermeidung, beim Dosenpfand, beim Fleischkonsum und …
Als Lösung des Konfliktes bietet sich danach nur an, die eigenen Handlungsmuster versuchsweise gezielt zu durchbrechen.
Alle diejenigen, die verstanden haben, dass auf einem endlichen Planeten kein unendliches Wachstum möglich ist, können und sollten insoweit schon heute damit anfangen, neue Lebensmuster auszuprobieren, die mit weniger Ressourcen und weniger Klimaschädigung auskommen. Dies hätte den Vorteil, dass man nicht auf andere (etwa die im tatsächlichen Wirken untätigen Politiker z.B.) warten muss, sondern selbst zeigen kann, was heute und in nächster Zukunft möglich ist. Bisher muss man ja klar feststellen, dass Politiker nur Illusionen erzeugen, dass etwas für den Klimaschutz getan wird. Die Ergebnisse der letzten 5 – 10 Jahre sind jedenfalls ernüchternd!
Es geht also eher um einen Ideenwettbewerb, was man z.B. in unserer strukturschwachen Region aus diesem vermeintlichen Nachteil zum Vorteil wenden könnte.
Noch ein Wort zu den Alternativen:
- Die Handlungsweisen anderer Menschen auf dem Planeten Erde können wir nur schwer beeinflussen. Zumindest außerhalb der Gesetzgebung Deutschlands. Es wirkt maximal das Vorbild Vieler.
- Die Fortsetzung des Langzeitversuchs < Wachstum! Wachsstum! Wachstum! > führt zu den bekannten Ergebnissen, die inzwischen täglich präsentiert werden. Jeden wissenschaftlich organisierten Versuch könnte man also abbrechen, da das Ergebnis feststeht. Nur der genaue Zeitplan für eintretende Schäden wäre noch zu präzisieren. Da aber die Ergebnisse nicht wirklich gewollt sind, erübrigt sich dazu eine Präzisierung eigentlich!
- Jeder andere Versuch, die Erde für eine gute Zukunft nachfolgender Generationen zu schonen und trotzem selbst erfüllt leben zu können, ist insoweit sinnvoller, als den Versuch mit dem Wachstumsparadigma, das uns Industrie, Globalisierungsgewinner und Politiker immer wieder als Zukunftsidee verkaufen, weiter glücklich werden zu wollen.
- Eine Reise zu den Sternen ist sicher immer wieder emotional interessant, aber Millarden von Menschen können die Erde voraussichtlich in absehbarer Zeit nicht verlassen….
Also Auf! zu neuen Ideen, die mit weniger Ressourcen einen größeren Nutzen erreichen.
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*Zitat von Ivan Illich (nach Marianne Gronemeyer, Die Grenze, München 2018, S. 117. )
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